FWF-Projekt COMBECA – Informelle Pflege und Erwerbsarbeit

Ein internationales Forschungsprojekt der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) in Wien und der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Olten, gefördert durch den Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (Projektnummer I 4840-G) und den Schweizer Nationalfonds (NFS)

Kurzbeschreibung der Betriebsfallstudien (Stand März 2023)

Die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit mit familiären Aufgaben ist eine wichtige Frage, vor allem, aber nicht nur, für Frauen. Neben der Frage der Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und -erziehung mit Erwerbstätigkeit gewinnt auch das Thema der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit mit Unterstützung, Betreuung und Pflege von älteren Angehörigen (vereinfacht auch «Pflege» genannt) zunehmend an Bedeutung. Die demografische Entwicklung, das Ziel von mehr Geschlechtergerechtigkeit im Erwerbsleben, aber auch das Erreichen von existenzsichernden Pensionen trotz Übernahme von Betreuungspflichten, machen das Thema zunehmend relevant. Für Unternehmen stellt sich vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in vielen Bereichen die Frage, wie sie MitarbeiterInnen mit Betreuungspflichten unterstützen können, sodass diese weiterhin (uneingeschränkt) der Erwerbstätigkeit nachgehen können.

Die Sozialpolitik setzt in den meisten Ländern und auch in Österreich darauf, dass die «informell Pflegenden» auch weiterhin der zentrale Pfeiler der Unterstützung (hoch)betagter Menschen bleiben – und hat in den letzten Jahrzehnten dennoch Pensionsreformen beschlossen, die Pensionsleistungen noch stärker an die Dauer und das Ausmaß der Erwerbstätigkeit binden. Das Aufrechterhalten eines möglichst hohen Beschäftigungsumfangs ist deshalb heute wichtiger denn je. Bislang gibt es aber nur unzureichend Wissen, ob und wie die Vereinbarung von Erwerbsarbeit und «Pflege» tatsächlich gelingt bzw. gelingen könnte.

Insbesondere fehlen Befunde zum Zusammenspiel von betrieblichen Interessen, Umgangsformen bzw. Praktiken und individuellen sowie familiären Bedürfnissen. Zentrales Anliegen des Forschungsprojektes ist es, die Praktiken von Betroffenen und betrieblichen Akteuren besser zu verstehen, und damit auch zu zeigen, in welchen Bereichen Unterstützungen durch die Politik, aber auch durch Hilfsorganisationen, verbessert werden müssen, um Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Angehörigenpflege zu erleichtern.

 

Zentrale Forschungsfragen:

  • In welchem Umfang sind Beschäftigte und Betriebe von der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Angehörigenunterstützung/Pflege betroffen?
  • Wie gehen zentrale Akteure im Betrieb (Geschäftsführung, Personalverantwortliche, ev. Personalvertretung) mit Fragen/Problemen rund um Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Angehörigenpflege um?
  • Wie gehen direkt betroffene Beschäftigte mit Spannungen, Widersprüchen aber auch positiven Effekten bei der Vereinbarung um, und wie nehmen indirekt betroffene KollegInnen das wahr?
  • Welche Rolle spielen Aspekte wie die generelle betriebliche Kultur, das Geschlecht, die spezifische Funktion der Betroffenen, das Einkommen und ähnliche Merkmale der betreuenden/pflegenden Beschäftigten für die Vereinbarkeit?
  • Welche sozialpolitischen Maßnahmen und Angebote sind für die Unterstützung der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Angehörigenpflege sowohl für die Beschäftigten als auch den Betrieb hilfreich bzw. (wären) notwendig?

 

Aufwand für den Betrieb:

  • Vorbesprechung der Durchführung der Betriebsfallstudie mit einer Ansprechperson aus dem Betrieb
  • Interviews mit Management (Geschäftsführung, Personalverantwortliche), ev. weiteren mit dem Thema befassten Personen (Gesundheitsmanagement, Diversität, Personalvertretung/Betriebsrat, etc.). Pro Betrieb sollen je nach Größe und Aufteilung von Verantwortungen 2 bis 3 Interviews mit Leitungs- bzw. Fachpersonen geführt werden.
  • Durchführung einer sehr kurzen online MitarbeiterInnen-Befragung zum Thema Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Angehörigenpflege (bei Interesse des Betriebes)
  • Gespräche mit unterstützenden/ pflegenden Beschäftigten: 1 Gruppengespräch mit 3-4 betroffenen Beschäftigten und evtl. KollegInnen und 1 vertiefendes Gespräch mit einer unterstützenden oder pflegenden Person über Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten im betrieblichen Alltag

 

Erwartbare Ergebnisse für beteiligte Betriebe:

  • Beiträge zu einem besseren Verständnis der Situation von Beschäftigten, die Angehörige unterstützen/pflegen
  • Beschreibung der betrieblichen Herausforderungen und entwickelten Lösungsansätze aus unterschiedlichen internen Perspektiven, ergänzt durch eine Außenperspektive der ForscherInnen
  • Möglichkeit, im eigenen Betrieb erfolgreiche Lösungen auch anderen Betroffenen sichtbar zu machen (anonymisiert oder auch offen)
  • In einer späteren Phase auch Vergleich der eigenen Umgangsformen mit anderen an der Studie beteiligten österreichischen Betrieben zu gewinnen

 

Laufzeit des Forschungsprojektes

März 2021 – August 2024; Durchführung der Betriebsfallstudien im Zeitraum Mai 2022 bis Oktober 2023

Projektteam in Wien

  • Priv. Doz. Dr. Karl Krajic (FORBA, Universität Wien), Projektleitung; krajic@forba.at
  • Mag.a Dr.in Ingrid Mairhuber, (FORBA), Senior Researcher; mairhuber@forba.at, Telefon: +43 (0)1 2124700-66
  • Charlotte Dötig MA (FORBA), wissenschaftliche Mitarbeiterin
  • Viktoria Quehenberger MA (FORBA), wissenschaftliche Mitarbeiterin

Link zur bilateralen Projekthomepage